Kann man über Narben tätowieren? Was du wissen solltest, bevor du dich entscheidest

woman holding longboard, a red rose is tattoed on her knee.
(Rechtliche) Tipps und Infos rund um Tattoos

Narben erzählen Geschichten – manche machen uns stolz, andere möchten wir lieber verstecken. Eine Möglichkeit, Narben zu kaschieren oder in ein Kunstwerk zu verwandeln, ist ein Tattoo. Doch kann man über Narben tätowieren und wie funktioniert das? Wir erklären, was ihr beachten solltet, wenn ihr euch eine Narbe tätowieren lassen möchtet, und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Tattoos und Narben: Geht das überhaupt?

Grundsätzlich lässt sich über viele Narben tätowieren. Doch es hängt von verschiedenen Faktoren ab, ob ein Tattoo über der Narbe wirklich gut aussieht und lange hält. Der Heilungsprozess der Narbe, deren Alter, Tiefe und Struktur spielen eine große Rolle. Frische Narben sollten zunächst vollständig verheilt sein, da das Gewebe nach der Verletzung sensibler und anders beschaffen ist als gesunde Haut.

Ab wann ist eine Narbe bereit für ein Tattoo?

Eine Narbe braucht Zeit, um vollständig zu verheilen und stabil zu sein. Frische Narben sind oft noch rosa oder rötlich, was darauf hinweist, dass der Heilungsprozess nicht abgeschlossen ist.

In den meisten Fällen empfehlen Dermatologen und Tätowierer, mindestens ein Jahr zu warten, bevor eine Narbe tätowiert wird. Je nach Art und Tiefe der Narbe solltet ihr mit eurem Tattoo-Wunsch sogar bis zu drei Jahre warten. So ist gewährleistet, dass das Narbengewebe stabil genug ist und sich nicht mehr stark verändert.

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Über welche Narben kann man tätowieren?

Für das Tätowieren über Narben gibt es bestimmte Bedingungen. Neben dem Alter der Narbe beeinflussen auch die Narbenart und die gewünschte Stelle das Ergebnis. Nicht jede Narbe ist für ein Tattoo gleichermaßen geeignet.

  1. Operations- und Schnittnarben: Diese Art von Narben ist oft relativ flach und gleichmäßig, was sie gut geeignet für Tattoos macht. Wichtig ist, dass die Narbe vollständig verheilt ist – das dauert in der Regel mindestens ein Jahr.
  2. Verbrennungsnarben: Verbrennungsnarben sind oft dicker und ungleichmäßiger, da sich das Gewebe durch die starke Schädigung verdickt und verhärtet hat. Hier ist eine individuelle Beratung notwendig, da das Hautgewebe nach einer Verbrennung anders reagiert und Farben weniger gleichmäßig aufnehmen kann.
  3. Dehnungsstreifen: Dehnungsstreifen, die oft nach schnellen Wachstumsschüben oder Gewichtszunahme entstehen, sind generell nicht sehr tief und können daher gut mit einem Tattoo überdeckt werden. Da dieses Gewebe jedoch dehnbarer ist, kann das Tattoo im Laufe der Zeit seine Form verändern.
  4. Keloide: Bei Keloiden handelt es sich um Narben, die durch überschießendes Bindegewebe stark verdicken und wulstig werden. Sie sind oft unregelmäßig und neigen dazu, weiter zu wachsen. Tattoos auf Keloiden sind riskant, da das Stechen sie zum Wachsen anregen kann. Eine Keloidneigung sollte unbedingt vorher mit einem Arzt besprochen werden.

Was ihr bei der Motivwahl beachten solltet

Narbengewebe ist uneben und nimmt Farbe oft anders auf als normale Haut. Daher ist die Wahl des Designs entscheidend. Schlichte, klare Designs und kräftige Farben eignen sich meist besser als filigrane oder extrem detaillierte Motive. Zudem ist es oft besser, die Narbe in das Motiv einzubauen, statt zu versuchen, sie vollständig zu verbergen.

Motive mit Schattierungen und Farbübergängen helfen, die Struktur der Narbe geschickt in das Design zu integrieren und Unebenheiten zu kaschieren. Manche Menschen entscheiden sich auch dafür, ihre Narben künstlerisch in florale oder abstrakte Muster einzubinden. Ein erfahrener Tätowierer kann euch helfen, die richtige Gestaltung für eure Narbe zu finden und das Motiv so anzupassen, dass es harmonisch wirkt.

Ihr fragt euch, ob man eine Narbe mit Hautfarbe tätowieren und dadurch kaschieren kann? Viele Tätowierer raten von dem Versuch ab. Der Grund: Zum einen ist es sehr schwer, die exakte Farbe der Haut zu treffen. Da Narbengewebe Farbe unterschiedlich aufnimmt, ist zum anderen die Deckkraft unter Umständen nicht gleichmäßig.

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Schmerzempfinden: Tut das Tätowieren über Narben mehr weh?

Narbengewebe ist häufig empfindlicher als normale Haut, was dazu führen kann, dass das Stechen als intensiver wahrgenommen wird. Dies gilt insbesondere für Narben, die durch tiefe Verletzungen oder Verbrennungen entstanden sind. Zudem kann das unregelmäßige Gewebe für den Tätowierer eine Herausforderung darstellen, da die Nadel anders reagiert und die Pigmente ungleichmäßig in die Haut eindringen.

Für Menschen mit niedriger Schmerzgrenze kann das Tätowieren über Narben also eine Herausforderung sein. Einige Tätowierer arbeiten deshalb mit Pausen oder nutzen spezielle Techniken, um den Schmerz so gering wie möglich zu halten. Einige gute Tipps, wie ihr die Schmerzen beim Tätowieren besser aushalten könnt, haben wir hier für euch zusammengestellt.

Wahl des Tätowierers: Warum Erfahrung zählt

Das Tätowieren über Narben erfordert viel Fachwissen und eine genaue Abstimmung auf das Gewebe der Narbe. Daher ist es wichtig, dass ihr euch einen Tätowierer sucht, der sich mit der speziellen Technik und den Anforderungen auskennt, die beim Tätowieren über Narben notwendig sind.

Während des Beratungsgesprächs kann der Tätowierer den Zustand der Narbe beurteilen, Tipps zur Motivwahl geben und einschätzen, wie die Farbe im Narbengewebe zur Geltung kommen wird. Achtet darauf, Referenzen und Arbeitsproben einzusehen und keine Entscheidung überstürzt zu treffen.

Pflege nach dem Tattoo: So bleibt das Motiv lange schön

Die richtige Pflege nach dem Tätowieren ist entscheidend, um das Tattoo und die Narbe gesund zu halten. Da Narbengewebe empfindlicher ist, braucht es oft länger, um vollständig zu heilen. Zudem reagieren Narben stärker auf äußere Einflüsse. Frische Tattoos über Narben sollten deshalb besonders vorsichtig behandelt werden:

  • Haltet die Stelle sauber und feucht: Nutzt spezielle Pflegeprodukte, die euch euer Tätowierer empfiehlt, und vermeidet aggressive Seifen oder Parfums.
  • Schützt das Tattoo vor der Sonne: UV-Strahlung kann das Narbengewebe reizen und die Farbe des Tattoos verblassen lassen.
  • Vermeidet Reibung: Achtet darauf, dass das Tattoo nicht an Kleidung oder Gegenständen scheuert, um den Heilungsprozess nicht zu stören.

In manchen Fällen kann es notwendig sein, das Tattoo nach einigen Wochen noch einmal nachstechen zu lassen, da Narbengewebe Pigmente unterschiedlich aufnimmt. Diese Unregelmäßigkeiten in der Farbsättigung sind oft aber erst zu erkennen, wenn das frische Tattoo abgeheilt ist.

Fazit: Kann man über Narben tätowieren?

Ja, man kann über Narben tätowieren – aber nicht jede Narbe ist ohne weiteres geeignet, und das Ergebnis hängt von der Art der Narbe und der Erfahrung des Tätowierers ab. Wer sich gut informiert und Zeit für die Nachsorge nimmt, kann eine Narbe in ein wunderschönes Kunstwerk verwandeln, das ihre Geschichte auf eine neue Art erzählt.

Teaser-Bild: Unsplash/Priscilla Du Preez

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  1. Als ich dich kennengelernt habe, war ich am Anfang ein bisschen skeptisch aber nach 2 Monaten hellaufbegeistert…Ich finde deine Zeichnungen…

  2. Hi, this is a comment. To get started with moderating, editing, and deleting comments, please visit the Comments screen in…

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